Wie kaufe ich mein eigenes Motorrad und lasse es zu?

Wie kaufe ich mein eigenes Motorrad und lasse es zu?

Die Idee ein eigenes Motorrad in Thailand zu besitzen war schon lange Zeit in meinem Kopf. Bisher habe ich immer nur einen Roller oder auch ab und an ein großes Motorrad zur Miete gehabt.

Als ich hörte das es auch mit dem 30 Tage gültigen Einreisestempel im Pass (=Exempt Stamp) möglich sei ein Motorrad auf sich zuzulassen hatte ich mich entschlossen beim nächsten Urlaub mein eigenes Bike zu erwerben. Zuvor war ich der Meinung man benötigt eine Aufenthaltsgenehmigung oder zumindest ein richtiges Visa.

Welches Modell kaufe ich mir?

Im September 2018 habe ich dann in Pattaya bei einem Honda Händler eine neue Honda Click gekauft.

Ich hatte schon einige Modelle zuvor zur Miete gehabt wie z.B. die Honda PCX (150 ccm), Yamaha Nouvo (135 ccm), Honda Scoopy (110 ccm) oder die Yamaha Filano (125 ccm) und auch große Maschinen wie die Honda CBR mit 300 ccm.

Für mich am besten geeignet empfand ich stets die Honda Click. Modernes und chickes Design, offener Fußraum um Einkäufe unterzubringen (geht bei der PCX oder großen Motorrädern nicht) und ein sehr gutes Handling, da geringes Gewicht. Man kann mit der leichten und wendigen Honda Click durch den dichten stop and Go Verkehr in Pattaya spielend rangieren, fast wie mit dem Fahrrad. Mit dem Motorrad tanzen nenne ich das.

2018 kam nun wieder einmal eine Neuauflage der Honda Click auf den Markt. Erstmalig ist die Maschine nicht nur in der 125 ccm Version zu erwerben, sondern auch mit dem größeren und ansonsten in der Honda PCX verbauten Motor mit der 150 ccm Hubraum.

Ich habe mich für den großen Motor und die dadurch etwa 6.000 THB teurere Variante entschieden. Um eines vorweg zu nehmen, ich persönlich bemerke keinen großen Unterschied zu 125 ccm und 150 ccm. Einen Höchstgeschwindigkeitstest habe ich aus Respekt vor den physikalischen Kräften und meiner Bekleidung mit T-Shirt bei 110 Km/h abgebrochen. Es fühlte sich dabei irgendwie so an wie im Flugzeug und der Roller will jeden Moment abheben. Beim anfahren an der Ampel kann man jedes normale Auto schlagen bis man etwa 30 km/h erreicht hat. Danach ist der Pkw wieder im Vorteil.

Die 150 ccm Variante hat für mich wichtige Vorteile gegenüber der 125 ccm Version die mich zum Kauf veranlasst haben.

Das sind zum einen die schlauchlosen Reifen. Bedeutet bei einen Plattfuß kann man noch eine Weile weiterfahren. Ich hatte bei meinen Mietmotorrädern (nicht schlauchlos) schon zwei mal hinten einen Platten und eine Weiterfahrt war unmöglich, schieben war angesagt. Bei schlauchlosen Reifen soll eine Weiterfahrt möglich sein, so die Theorie.

Weiterhin hat diese Variante gegossene Felgen und keine Speichenräder was die Reinigung dieser erleichtert (und besser aussieht).

Neben stärkeren Bremen und einem sportlicheren Designten Auspuff ist letztendlich noch zu erwähnen das ein elektronische Funkschlüsel (Stand 2019) nur bei der 150 ccm Variante verbaut wurde.

Während die 125 ccm Version noch klassisch mit einem Schlüssel gestartet werden muss, hat die 150 ccm Variante einen Sender. Diesen steckt man sich einfach in der Hosentasche oder im Rucksack. Nun kann ohne Schlüßel das Motorrad gestartet starten werden. Einfach die Zündung drehen. Das Motorrad merkt das der Sender in der Nähe ist und der Motor geht an. Entfernt man sich mehrere Meter vom Motorrad mit seinem Sender lässt sich der Knopf zum Starten nicht mehr bedienen, praktisch!


Wie läuft das mit dem Kauf und der Zulassung?

Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten, ich denke aber das es generell immer so abläuft.

Entschieden hatte ich mich für einen Händler in Pattaya in der Soi Buakaho ganz am Ende der Straße beim Markt, da hier viele Farangs unterwegs sind und ich dem Händler genügend Kompetenz zutraue für einen Ausländer alles problemlos abzuwickeln.

Mitzubringen waren ca. 62.000 THB (an diesem Tag genau 1.652 Euro) und mein Reisepass mit dem 30 Tage Aufenthalt Stempel, mehr nicht! Im Preis war alles enthalten, also Nummernschilder, Papiere, Anmeldung, Versicherung und Steuern für ein Jahr. Sogar zwei Helme wurden mir noch mitgegeben (wovon ich einen nicht mitgenommen habe, da ich eh schon einen besaß).

Von meinem Pass wurde eine Kopie gemacht welche ich unterschreiben musste und nach der Barzahlung bekam mein Motorrad sofort rote Nummernschilder verpasst (temporäre Händlerkennzeichen, ähnlich wie in Deutschland). Der ganze Kauf dauerte keine 10 Minuten und ich war mit der Maschine auf der Straße unterwegs.



Man hat zu diesem Zeitpunkt keinerlei Papiere zu dem Motorrad, außer den Kaufbeleg. Kam mir zuerst etwas komisch vor, aber in Pattaya wird man ja ohnehin fast täglich an den bekannten Stellen von der Polizei als Ausländer kontrolliert. Siehe hierzu auch meinen Beitrag mit Straßenkarte.

Auf Nachfrage wurde mir bei diversen Kontrollen auch bestätigt das alles in Ordnung sei. Solange die roten Nummern Montiert sind braucht es weder Steuerplakette noch Fahrzeugbrief (Green Book) oder einen Versicherungsnachweis.

Versicherung und Steuerplakette bekommt man übrigens erst einige Monate später mit rückwirkendem Datum zusammen mit dem Green Book und dem dann weißen Nummernschild.

Nun kann man erst einmal ein paar Tage (oder Wochen wenn man mag) mit den roten Nummer des Händlers durch die Gegend düsen. Der nächste Schritt ist nun eine Einwohnermeldebescheinigung bei der Immigration zu beantragen.

Wenn man in Pattaya lebt muss man hierzu nach Jomtiem fahren. Wie die Thailändische Meldebestätigung bekommt habe ich einen separaten Artikel beschrieben, da man diese auch für eine Kontoeröffnung oder einen Thailändischen Führerschein benötigt und ich nicht alles doppelt schreiben möchte.

Auch hierzu reicht wieder der 30 Tage Stempel aus, ein Visum ist nicht von Nöten um eine Einwohnerbestätigung zu bekommen!

Nach ein paar Stunden Wartezeit in der Immigration hat man seinen Zettel (300 THB, ca. 8 Euro) und gibt den beim Motorrad Händler ab. Nun heißt es abwarten und Tee trinken. Sprich geduldig sein. Es kann zwischen zwei und drei Monaten dauern bis das Motorrad auf einen zugelassen ist. Liegt aber nicht am Händler, die Behörden brauchen halt etwas, warum auch immer.

Bei mir waren es etwa zwei Monate. Dann bekam ich vom Händler das Green Book (Fahrzeugbrief) überreicht. Einen zusätzlichen Fahrzeugschein wie in Deutschland gibt es nicht. Im Green Book steht mein Name, Technische Daten zum Fahrzeug und jährlich wird dort vermerkt das man seine Kfz Steuer bezahlt hat.

Dazu bekommt man die Steuerplakette die irgendwo am Fahrzeug anzubringen ist. Sie muss nicht fest verbunden sein, also nicht angeklebt werden wie das bei meinen Mietfahrzeugen der Fall war. Ich habe sie einfach zu den Serviceheft gelgt welches in der Helmablage seinen Platz hat.

Zu beachten ist, dass die Jahresangabe der Steuerplakette sich auf dem thailändischen Kalender bezieht (Buddhistische Zeitrechnung). Gültig bis zum Jahr 2019 ist hier also 2562. Man sollte beim Händler jetzt noch nachfragen bis zu welchem Monat, da dieser nicht als Zahl geschrieben ist, sondern in Thaischrift. Zahlt man nicht pünktlich bis zu diesem Monat seine jährlichen Steuern und wechselt die Plakette nicht aus wird es bei einer Kontrolle teuer.

Steuern plus Basisversicherung und Bearbeitungsgebühren kosten übrigens circa 600 THB (ca. 16 Euro) im Jahr und das erledigt dann auch praktischerweise der Händler alles für einen.

In der Basisversicherung ist wirklich nicht viel abgedeckt. Wenn es zu materiellen Schäden kommt ist nichts abgesichert, weder bei mir noch bei der anderen Partei. Da heißt es dann: Selber zahlen. Lediglich Personenschäden sind abgedeckt. Aber auch hier ist der Versicherungsschutz mager. Es werden Kosten bis Maximal 80.000 THB an Arztkosten übernommen, das sind etwas über 2.000 Euro.

Jetzt wird noch das rote Nummernschild mit dem weißen getauscht. Auf Thai steht dort Chon Buri, das ist die Provinz in der Pattaya sich befindet. Auf der roten stand noch die Provinz Rayong. Vermutlich hat der Händler dort seinen Hauptsitz.
 

Was kostet mich der Unterhalt der Maschine?

Die kosten sind im Vergleich zu Deutschland lächerlich. Ich schreibe hier mal meine Erfahrungen auf.

Den ersten Ölwechsel musste ich nach 2.000 Km machen lassen. Da ich eine Herstellergarantie von fünf Jahren habe achte ich auch auf die Serviceintervalle und lasse alles im Serviceheft eintragen. Es wurde also das Motoröl gewechselt und danach noch das Getriebeöl der Variomatik. Also insgesamt zwei Ölwechsel mit verschiedenen Ölen unterschiedlichen Eigenschaften der jeweiligen Betriebsstoffe.

Einen Ölfilter gibt es nicht. Eventuelle Metallspäne werden von der magnetischen Ablaufschraube angezogen. Bezahlt habe ich für beide Ölwechsel incl. Material und Arbeitsaufwand lediglich 190 THB (ca. 5 Euro). Der Nächste Service ist nun auch erst bei 8.000 Km wieder fällig.

Generell ist es unfassbar billig an seiner Maschine schrauben zu lassen. Ich erwähnte bereits zwei mal einen Plattfuß bekommen zu haben. Das erste mal passierte mir das auf Phuket in Phuket Town. Ich habe, wie ich später sah, einen Nagel überfahren und augenblicklich die Luft im Hinterreifen verloren. Man merkt dann sofort das etwas nicht stimmt. Die Maschine beginnt zu schlingern wie auf Glatteis. Ein weiterfahren schien mir nicht möglich schon alleine um die Felge nicht zu ruinieren.

Ich hatte Glück das mir das nicht irgendwo im Dschungel passiert war. Ein paar Meter weiter befand sich eine schmuddelige Schrauberbude. Der gute Mensch sprach zwar nicht ein Wort Englisch, aber das Problem welches ich hatte war auch ja selbsterklärend.

Er hat zwei Finger gehoben was für 200 THB stand (ca. 5 Euro). Dafür hat er zuerst den Auspuff abmontiert und danach die Hinterschwinge abgeschraubt um an die Felge zu gelangen. Dann wurde der Mantel von der Felge gelößt und ein neuer Schlauch aufgezogen (nicht geflickt!) und alles wieder zusammen gebaut. Arbeitszeit gesamt etwa 40 Minuten. Für umgerechnet 5 Euro bekomme ich in Deutschland wahrscheinlich nicht einmal einen neuen Schlauch.

Die Basisversicherung und die Steuern sind alles 12 Monate zu bezahlen (ab Kaufdatum, nicht zum Jahreswechsel). In der 150 ccm Klasse bewegen sich diese Ausgaben auf etwa 600 THB.

Benzin ist in Thailand sehr günstig. Für Motorräder gibt es 91 und 95 Oktan. Meine Honda Click und alle von mir zuvor gefahrenen anderen Modelle sind mit dem etwas günstigerem 91er zurecht gekommen.

Da es nun meine eigne Maschine ist, gönne ich mir das 95er. Ob es irgendwas bringt weiß ich nicht, der Preis ist aber nur minimal teurer. Wie in Deutschland auch schwankt der Benzinpreis auch in Thailand. Ein Liter kostet etwa 20 THB, also um die 50 Eurocent.

In den Tank passen wohl etwa 6 Liter, denn ich zahle meist 120 THB zum volltanken. Das digitale Cockpit zeigt mir einen Verbrauch von 2 bis 2,5 Liter pro 100 Km an, je nach Fahrweise.

Mittlerweile wasche ich den Roller auf dem Hof meines Apartments selber, die Rezeption sagt bisher nichts wenn ich den Schlauch zum bewässern der Pflanzen kurz zweckentfremde.

Zuvor bin ich öfter etwas außerhalb von Pattaya zu so einer manuellen Auto und Motorrad Putzkollone gefahren. Da sprüht einer das Bike mit Seifenschaum ein, ein anderer wäscht die Seife wieder runter und Putzt den Schmutz weg und der letzte in der Kette wischt alles wieder trocken und bring zum Schluss mit einer Sprühpistole noch Silikonöl auf die Kunststoffteile auf. Das ganze dauert so etwa 10 Minuten und kostet nur unfassbare 49 THB, also etwas über einen Euro.